Boelongan – alle Mitschriften aus der
Gestapo-Akte RW 58-9326 ( Rheinisches Landesarchiv ) ab 07.07.1938
und aus Briefen, Postkarten und Fotorückseiten aus dem Walter Spies
Archiv im Rautenstrauch Joest Museum Köln.
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Deutsches
Konsulat Soerabaja
Chinesische
Voorstraat 90
an
die Gestapo Berlin
Reisepass
262
Beruf:
ohne
Gestalt:
mittel
Gesicht: länglich
Augen: blaugrau
Haar:
grau
Kennzeichen: Brillenträger
Konfession:
evangelisch
in
Indien seit: 16.3.1939
Offizier
der alten Wehrmacht EK1
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Gestapo
30.4.1940
DRINGEND
SOFORT VORLEGEN - Haftsache Gestapo Düsseldorf
Betr.:
JUDEN Dr. MED KURT WOHL aus Wermelskirchen, jetzt in Batavia
Am
27.5.1940 wurde hier die Sprechstundenhilfe Claere Zaender, geb. am
27.6.1901 zu Hirschberg, wohnhaft in Liegnitz, Luetowstraße 2 wegen
dringenden Verdachts der Beihilfe zur Verschiebung juedischen
Vermögens und der Rassenschande festgenommen. Die Zaender wollte in
den nächsten Tagen nach Batavia auswandern, um dort den Juden Wohl
zu heiraten. Wohl ist im Jahre 1939 von Wermelskirchen aus nach
Niederländisch-Indien ausgewandert. Kurz vor seiner Auswanderung hat
er der Zaender ungefähr 5000 Mark bares Geld und eine erhebliche
Menge Moebel, Glas, Porzellan und andere Dinge angeblich geschenkt.
Nunmehr wollte die Zaender alle diese Sachen mit nach Batavia nehmen.
-Was ist dort über Wohl und die Zaender, die jahrelang bei Wohl wohl
Hausdame und Sprechstundenhilfe war, bekannt bzw zu ermitteln? Ist
Wohl ausgebürgert? Es wird um kurzfristige Überlassung der dortigen
Vorgänge gebeten. Für möglichst umgehende kurze FS-Nachricht und
baldige Übersendung der Vorgänge wäre ich besonders dankbar, da
die Angelegenheit eilt.
Stapo
Liegnitz Roem 2B4, SB. Froelich
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Liegnitz
29.8.1940
Da
die weiteren hiesigen Ermittlungen von dem Ergebnis der dortigen
Ermittlung abhängen, bitte ich um baldige Erledigung der
Angelegenheit. Die Zaender wurde nach Aufhebung des Haftbefehls dem
Konzentrationslager Ravensbrück überwiesen.
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Gestapo
Düsseldorf 28.8.1940
.
. . ferner war Sulpiz Traine von Wohl gebeten worden, seine Forderung
von 2000 RM an den früheren Rechtsanwalt Wahl aus Wuppertal-Barmen
ein zu kassieren. Diese Forderung, ein Darlehen, kann jedoch nicht
beigetrieben werden, da Wahl mittellos ist. Er bezieht vorübergehend
von der Reichsrechtsanwaltskammer eine Unterstützung von monatlich
250 RM, die bedürftigen jüdischen Anwälten, die Kriegsteilnehmer
waren, aus dem Einkommen der jüdischen Konsulenten durch die Kammer
gewährt wird.
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Liegnitz
29.5.1940
.
. . aus dem Inhalt der Koffer und Gepäckstücke, die die Zänder
mitnehmen will, geht eindeutig hervor, daß sie tatsächlich die
Absicht hat, dort den Juden zu heiraten. Sie nimmt z.B. Geschirr- und
Kristallsachen, Bett- und Tischwäsche, Küchengeräte, Gardinen usw.
mit, deren Anzahl vollkommen genügt, um einen Hausstand zu gründen.
Auch die aus Mitteln des Juden gekaufte Schreibmaschine nimmt sie
mit.
Besonders
auffällig ist die große Anzahl der Kleider und Leibwäsche, z.B. 49
Paar Strümpfe.
________________
.
. . von Dr. Wohl habe ich ein gebrauchtes Schlafzimmer bestehend aus:
einem
eigenen Bett
einem
Waschtisch
einem
zweitürigen Schrank
einem
Nachttisch
einem
kleinen Tischchen
zwei
Stühlen
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Folgende
goldene bzw. silberne Gebrauchs- und Schmuckstücke habe ich von Wohl
erhalten:
Einen
goldenen Drehbleistift: 33
Einen
Brilliantanhänger mit Kette: 31
Zwei
Perlenohrringe: 36
Einen
großen Brilliantring: 30
Ein
silbernes Zigarettenetui: 32
Einen
Ring mit zwei Brillianten: 33
Einen
Trauring: 30
Einen
Brilliantring mit grünem Stein:
30
Ein
goldenes Kettenarmband: 33
Ein
goldenes Gliederarmband: 33
__________________
In
meinem Besitz befinden sich seit der Auswanderung des Wohl folgende
Edelmetallstücke, die auch heute noch dem Wohl gehören:
goldenes
Armband
silberne
Münze mit Hülle
drei
goldene Uhrkettenanhänger
silberne
Uhrkette
drei
goldene Uhrketten
goldener
Kettenring
goldener
Siegelring
drei
goldene Trauringe
eine
goldene Schlipsnadel
zwei
silberne Verbindungszipfel (rosa grün weiss)
ein
silberner Verbindungszipfel (schwarz rot gold)
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14.6.1940
Ferner
befinden sich in meinem Zimmer in der Wohnung meiner Mutter folgende
ärztliche Instrumente, die dem Wohl gehören:
Eine
Waage
Eine
Sonne
Ein
Multostat
Porzellangeschirr:
Sechs
Bratenteller
Eine
Suppenschüssel
Zwölf
Suppenteller
24
Essteller
Zwei
Kartoffelschüssel
Zwölf
Abendbrotteller
Vier
Gemüseschüssel
Zwölf
Kompottteller
Zwei
Sossengießer
Zwei
Gemüseteller
Ferner
habe ich von dem Geld einen Rollfilm-Fotoapparat gekauft.
Auch
die in meinem Besitz befindliche Kassette und Schreibmaschine Marke
Mercedes sind Eigentum des Wohl.
Ich
gebe weiter zu, vorsätzlich das goldene Zehnmarkstück in die
Cremedose versteckt zu haben, um es so illegal aus Deutschland heraus
zu bringen.
Wenn
ich in meiner Vernehmung am 11.6.1940 gesagt habe, daß ich mich
bemühen will, von Wohl loszukommen, so muss ich hierzu sagen, daß
mir dies natürlich nicht so schnell möglich ist. Ich hänge an
diesem Menschen zu sehr und habe mit ihm zuviel erlebt und ihm auch
zuviel gegeben, als daß ich nun mich plötzlich von diesem Menschen
lossagen könnte. Ich verspreche jedoch, mich zu bemühen, Wohl zu
vergessen, ob es mir jedoch gelingen wird, kann ich heute noch nicht
sagen.
__________________
15.6.1940
Mutter Louise
Wieviel
Geld ich hineingetan habe, kann ich nicht genau sagen. Wenn mir
gesagt wird, daß 82 Mark gefunden worden sind, so kann das stimmen.
Ich
habe immer, wenn Stopfpapier gebraucht wurde in dieses Stopfpapier
ein oder zwei Geldstücke hineingetan und so das Geld mit in die
Kisten und Koffer ungesehen hineinbringen können. Auch habe ich ab
und zu in Seidenpapier gewickelte Geldstücke einfach beim
Vorbeigehen an den Kisten und Koffern in diese hineinfallen lassen.
Mir
war bekannt, daß diese Kisten und Koffer dann nach Beendigung des
Packens durch den anwesenden Zollbeamten plombiert würden und dann
in Deutschland nicht mehr geöffnet würden, sodass das von mir dort
hineingeschmuggelte Geld unbehelligt aus Deutschland herauskommen
würde.
Denn
ich wollte ja meiner Tochter, wenn sie in Batavia angekommen war,
damit eine Freude machen, wenn sie auspackt und dann das Geld findet.
.
. .
Heute
sehe ich auch ein, dass aus diesem Umstande meine Handlungsweise mit
dem eingeschmuggelten Gelde besonders verwerflich ist, da ich ja
hierdurch indirekt auch dem Juden geholfen habe, denn dieser hätte
ja auch einen gewissen Niesnutz von diesem Gelde gehabt.
___________________
Ida
Aulich 6.5.1940 Durch weitläufiges Verwandtenverhältnis tauchte
hier in letzter Zeit Familie Zender, Liegnitz, Jauerstrasse wohnhaft
hier auf. Da ich durch meine Schwiegertochter schon vergangenes Jahr
von Frl. Zender sehr judenfreundlich sprechen hörte horchte ich in
deren Gesprächsstoff. Da Frl. Zender als Sprechstundenhilfe
angeblich ins Ausland, Batavia, Vorderindien geht in Wirklichkeit
aber zu dem JUDEN, bei dem sie im Rheinland gelebt hat, wie ich
heraushören konnte, muß zwischen den Menschen ein intimes
Verhältnis bestehen. Der Jude hat ihr wohl Sachen und sein Geld
gegeben um es dem Staate nicht herzugeben. Außerdem hörte ich daß
Frl. Zender in Berlin gewesen sei um Dollars abzuheben. Von Fleisch,
wo vielleicht Geldstücke hineingesteckt werden sollten mit auf die
Reise. Ihren Briefwechsel hat sie stets über Holland geleitet.
Personen, Namen konnte ich nicht erfahren. Ich halte es für meine
Pflicht Ihnen das mitzuteilen. Entschuldigen Sie bitte wenn ich nicht
vorschriftsmäßig in Ausdrucksweise bin. Mit deutschem Gruss gez.
Ida Aulich, Altbäuerin
Ida
Aulich 3.6.1940
Ich
habe den Brief, der die Angelegenheit Zänder betrifft, geschrieben,
da ich Sorge hatte, dass die Zänder im Auslande Sachen verraten
könnte, die unserem Vaterlande schaden. Selber hab ich nichts
gehört, sondern meine Schwiegertochter, Erna Aulich, geborene
Lehmann, die auch hier in Aslau auf meinem Hof wohnt. Diese Tochter
ist entfernt mit der Zänder verwandt. Die Zänder und ihre Mutter
sind des öfteren zu uns gekommen und da haben sie mit meiner
Schwiegertochter sich unterhalten und diese hat es dann mir erzählt.
Näheres weiß ich auch nicht. Ich habe nur meine Pflicht als eine
deutsche Frau tun wollen. Anderes, als ich in meinem Brief
geschrieben habe, kann ich nicht aussagen. Es muß hierzu meine
Schwiegertochter vernommen werden. Erna Aulich . . . Jedoch hat die
Zänder dies mir nie zugegeben, daß der Mann in Batavia ein Jude
ist. . . . Mir ist die Zänder nicht sehr sympathisch, da sie sehr
viel redet und so fein tut.
___________________
Sulpiz
Traine 11.8.1937 Major der Res. a. D. Kommandeur des
Bombengeschwaders IV DH2
Ich
kannte Dr. Wohl als Student kaum, als ich in Freiburg in der freien
Verbindung mit unbedingter Satisfaktion “Cheruskia” aktiv wurde.
Wohl hatte 1897 die Verbindung mitgegründet. Er wurde der anerkannt
schneidigste Fechter der Verbindung und hat namentlich in den
schweren PP-Suiten, die damals zum Hineinpauken einer neuen
Verbindung in die Waffenstudentenschaft nötig waren, voll und ganz
seinen Mann gestanden. Als Fuchsmajor hat er während mehrerer
Semester die Füchse in hervorragend, patriotischem kaisertreuen und
einsatzbereiten Sinne erzogen, sodass ich bei meinem Eintritt einen
vorzüglichen Geist in der Verbindung vorfand. Auch in
körperlich-rassischer Hinsicht hat Dr. Wohl, dessen blonder Typ mit
den klaren blauen Augen die semitische Anstammung nicht ahnen lässt
nie rasseschädigend gewirkt, da die dunkelblonde Reckengestalt
seines Sohnes, der seit 8 - 10 Jahren eine große Remscheider
Ausfuhrfirma in Batavia vertritt, der dortigen Kolonie unzweifelhaft
zur Zierde gereicht.
Während
des Solos
„ Das
Kommando zieht scharf:
Vom
Tisch des Hauses auf den Boden,
vom
Boden an den Hoden,
vom
Hoden an den Nabel,
vom
Nabel an den Schnabel,
senkrecht
setzt an und sauft‘s! „
________________
Verlassen
wir nun Deutschland und folgen Kurt Wohl nach Java.
Seit
dem Juli 38 war er von der Gestapo zur Ausbürgerung vorgeschlagen,
im September richtet der Bürgermeister von Wermelskirchen noch die
Bitte an den Landrat in Opladen: „ . . . dass Dr. Wohl eine
Bescheinigung einer deutschen Behörde beibringt, nach welcher es ihm
gestattet ist, nach Deutschland zurück zu kehren, falls er bei
seinem Alter das Klima nicht vertragen kann.“
Das
deutsche Konsulat Soerabaja stellt ihm den Reisepass
Nr. 262 aus.
Beruf:
ohne
Gestalt:
mittel
Gesicht:
länglich
Augen:
blaugrau
Haar:
grau
Kennzeichen:
Brillenträger
Konfession:
evangelisch
in
Indien seit dem 16.3.1939
Offizier
der alten Wehrmacht EK1
Er
wohnt bei seinem Sohn Werner, dessen Frau Marga und dem zweijährigen
Hans in Soerabaja, arbeitet ehrenamtlich an einem Krankenhaus,
schreibt in der Wartezeit etwa 30 Briefe an seine „innig geliebte
Herzensfrau“.
Am
10ten Mai 1940 überfällt Deutschland Holland und löst damit als
Revanche die Gefangensetzung aller Deutschen in Niederländisch-Indien
aus. Bis in die entlegensten Distrikte tickert das verabredete
Codewort „ Berlijn“ und innerhalb von 24 Stunden werden alle etwa
5000 Deutschen verhaftet und nach und nach in zwei Internierungslager
in Zentraljava gebracht. Am 10.8. geht es für die etwa 2600 Männer
per Schiff weiter nach Nordsumatra ins Malariagebiet Alas Vallei, ins
Lager Kotatjane, wo sie in sechs verschiedenen Blöcken untergebracht
werden. Bald schon gibt es Krach unter den Gefangenen, die ca 2000
regimetreuen Deutschen wollen unter sich sein und so landen all die
ausgegrenzten Bibelforscher, Schwule, Juden und irgendwie Kritischen
im so genannten Verräterblock C. Darunter waren unsere beiden
Wohl's, der bekannte Insektenforscher und Geschichtensammler Hans
Overbeck, den es bereits 1904 als Kaufmann aus Bremen nach Java
gezogen hat und der Maler und Musiker Walter Spies. Der durfte malen,
musizieren, er gab einigen Mithäftlingen Russischunterricht und
viele seiner Briefe und Postkarten sind erhalten.
_______________
Hans
Overbeck
"New
notes on the Game of Chongkat"
Singapore
1915
hints:
1.
It is always advisable to avoid accumulations of seeds in one's own
kampong.
If
your turn comes, always begin with the biggest pile in your kampong,
when towards the end of the game, calculation advises otherwise.
It
is profitable for your rumah.
3.
Do your utmost to get the last move in the game. It gives you the
start of the next game, which has many advantages.
________________________
W.S.
( auf der Rückseite eines Fotos, das Walter Spies vor einem Ficus, dem traditionellen Banyarbaum zeigt )
Ich und der Urwald"
Es
ist eine Freude
sich
unter Luftwurzeln zu lüften
Besonders
die Hüften
Mit
ihren Düften
und
ihren Süchten
nach
Gerüchten!
Könnte
man in Berliner Schlüchten
Luftwurzeln züchten?
____________________
Brief
an Ole C. Gotsch, Soerabaya 11.7.1939 (nach den 8 Monaten Haft)
.
. . All that sounds very „bunt“ durch meinen Mund, but in reality
it isn’t. There is some kind of Oneness in the disharmonies,
something common in the quality of sound produced! Nothing falls
through, nothing strikes out. Everything is very concrete and
resounding noisily and that’s why it should be played by a brass
band!
kisses
and trumpets yours Walter
__________________________________
W.S.
Dearest Jane,
Yes,
here I am, behind grey walls and grey curtains of rain.
but
perhaps there is also something good in it. Recently I was too much
surrounded by guests and tourists. Everybody was turning up with a
letter of introduction and stole my time. Perhaps I lost not only my
time, but above all myself. These few months have shaken me
completely, which is maybe good.
By
the way, that’s why medicine-bottles always have a label with the
introduction:
Shake
before use!
___________________
W.S.
Kotatjane 23.5.1941
.
. . hier dieselbe Eintönigkeit. Bin wieder am Portraitmalen, zwei
letzte zufriedenstellend. Beabsichtige wieder, Insektenzeichnungen zu
beginnen. Ist in Batavia ein Zeichenprisma zu erhalten, das
Gegenstände projektiert, um genau nachzuzeichnen?
Material
geht wieder zu Ende!
Großen
Dank, wenn du schicken könntest:
2
große Zeichenblocks,
6
weiße Bleistifte,
Wasserfarbentuben:
Weiß, Schwarz, Vermillion, Gebrannte Sienna, Dunkelbraun.
Schade,
keine Stabilos mehr erhältlich, wie steht es mit Temperafarben oder
Plakafarben?
Spiele
manchmal Klavier: Bach, Frescobaldi; ärgere mich über Brahms,
nichtssagende Grieg Violinsonate.
_______________
W.S.
an Hen 15.7.1941
Liebe
Hen,
Heute
schicke ich dir das Urwald-Bild, für Marianne bestimmt. Habe es nur
gerollt versandt, sonst zu schwer und zu teuer! Sage Marianne, daß
sie es aufspannen lassen muß auf einen Rahmen 60 x 80 cm groß. Ich
hoffe, daß es gut ankommt. Es hat noch nicht den letzten Firnis
erhalten, dies darf erst in einem halben Jahr geschehen. Matte,
aufgetretene Flecken können mit Retouchierfirnis behandelt werden.
Habe noch keine Nachricht, ob du das Nebel-Bild schon empfangen hast,
ich hoffe, daß es dir gefällt. Bin wieder mit zwei neuen
beschäftigt.
Hier
ist immer dieselbe Eintönigkeit und nutzlose Langeweile.
Aber
im Ping-Pong wirst du mich nicht mehr schlagen können!
__________________
19.9.1941
an Hen
Große
Bitte:
einziges
Klavier in unserem Block alt, kaputt, zerbrechlich! Darf nur zwei
Stunden pro Woche darauf spielen. Also Technik sehr zurück!
Deshalb
folgende Bitte:
würde
es möglich sein, eine Klaviatur von abgedankten altem Klavier zu
kaufen und umarbeiten zu lassen als stumme, tonlose Klaviatur ohne
Hämmer? Klaviatur Sadja ( mal. nur ) wovon jede Taste durch eine
Feder ( oder Gewicht ) zurückspringt, muß abgestellt werden auf ca.
55 gr. je Taste. Klavierhandel Bauer weiß alles darüber. Sehr gern,
wenn du fragen kannst, besonders den Preis. Würde viel Geld dafür
sparen können; taubstumm herrlich viel lautlos üben, die zwei
Stunden pro Woche würden genügen für Klangspiel.
____________________________
aus
dem letzten Brief von W.S. an Dr. A. von Goor und Dr. P. van
Wulfften-Palthe
.
. . ich bin jetzt dabei, die Stimmen des Orchesters auszuschreiben -
ich habe die Orchestration noch einigermaßen in den Ohren - und wir
werden versuchen, es hier mit meinen bescheidenen Mitteln
aufzuführen. Das Einüben macht mir viel Freude, ich hoffe, es Euch
einmal vorspielen zu können.
Welch
fröhlichen Zeiten gehen wir entgegen!
___________________________
Nach
Pearl Harbour am 7.12.1941 mussten die Holländer einen japanischen
Angriff auf Indonesien befürchten und beschließen, ihre deutschen
Kriegsgefangenen außer Land zu schaffen. Sie besorgen sich drei Rote
Kreuz Flaggen, bringen die Lagerinsassen in den Hafen von Sibolga, wo
schon bald die 2000 „Guten Deutschen“ auf der Ophir und der
Plancius, eskortiert vom Kreuzer Java erfolgreich nach Ceylon
aufbrechen.
Die
dritte Flagge, eigentlich für unsere Freunde vom Verräterblock C
vorgesehen, wird unter der Hand für Holländer verwendet, die sich
damit nach Australien in Sicherheit bringen und so braucht es noch
eine bange Zeit, bis sich in der „van Imhoff“ ein Frachter
findet, der das Wagnis eingeht, ohne sichtbaren Schutz Gefangene zu
transportieren. Im Zwischendeck wird ein riesiger, ein Meter hoher
Drahtverhau errichtet, in den der Großteil der Gefangenen gepfercht
wird, ein kleiner Rest muss aufs Oberdeck. Am 18ten Januar 1942
verlässt die van Imhoff Sumatra. Kurt Wohl wird im letzten
Augenblick wegen eines medizinischen Notfalls vom Schiff geholt und
bleibt in Sibolga.
Am
nächsten Tag erspäht ein japanischer Flieger den Frachter und
bombardiert ihn. Eine Bombe explodiert so nahe neben dem Schiff, dass
dessen Flanke aufgerissen wird und es zu sinken beginnt. Es gibt
sechs Rettungsboote an Bord, jedes für 50 – 60 Mann gedacht. Die
etwa hundert holländischen Besatzungsmitglieder lassen alle bis auf
eins, das sie auf die Schnelle nicht losbekamen zu Wasser und
flüchten, kurz nachdem Kapitän Hoeksema den Gefangenen noch
versichert hat, der Schaden sei gering und bald behoben. Durch die
Bullaugen sehen einige die fünf Boote in der Ferne verschwinden.
Wenigstens hat ein Offizier den Gefangenen noch den Schlüssel zu
ihrem Verhau zugeworfen und denen vom Oberdeck gelingt es
schließlich, das letzte Rettungsboot klar zu machen, auf dem zum
Schluss 78 sich vom schnell sinkenden Schiff entfernen und versuchen,
wieder die Küste von Sumatra zu erreichen. Alle übrigen sind
verloren.
Ein
Augenzeuge berichtet später, Hans Overbeck und Walter Spies hätten
sich nicht am allgemeinen panischen Gerangel beteiligt, sondern wären
ruhig, mit einer letzten Pfeife in der Hand in ihrem Verschlag sitzen
geblieben.
Am
nächsten Morgen werden die Überlebenden von einem holländischen
Flugzeug und einem weiteren Frachter entdeckt, der Boelongan. Als
deren Kapitän jedoch erfährt, dass keine Holländer an Bord sind,
dreht sie sofort wieder ab, ohne auch nur der Bitte nach Trinkwasser
nach zu kommen. Das Rettungsboot schafft es dennoch bis zur Insel
Nias, wo die Männer nach einigen Turbulenzen sogar die deutsche
Republik Nias errichten.
___________________
Cläre
Zänder versucht seit 1943 nach ihrer Entlassung aus dem KZ
Ravensbrück, ihren Kurt zu finden. Ende 1947 bricht sie endlich nach
Java auf. Sie heiraten ein Jahr später, betreiben gemeinsam eine
Praxis in Bandung und kehren 1957 nach Wermelskirchen zurück.