Donnerstag, 15. Oktober 2015

Textmaterialien zum Projekt Boelongan


Boelongan – alle Mitschriften aus der Gestapo-Akte RW 58-9326 ( Rheinisches Landesarchiv ) ab 07.07.1938 und aus Briefen, Postkarten und Fotorückseiten aus dem Walter Spies Archiv im Rautenstrauch Joest Museum Köln.

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Deutsches Konsulat Soerabaja
Chinesische Voorstraat 90
an die Gestapo Berlin

Reisepass 262
Beruf: ohne
Gestalt: mittel
Gesicht: länglich
Augen: blaugrau
Haar: grau
Kennzeichen: Brillenträger
Konfession: evangelisch
in Indien seit: 16.3.1939
Offizier der alten Wehrmacht EK1

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Gestapo 30.4.1940

DRINGEND SOFORT VORLEGEN - Haftsache Gestapo Düsseldorf

Betr.: JUDEN Dr. MED KURT WOHL aus Wermelskirchen, jetzt in Batavia

Am 27.5.1940 wurde hier die Sprechstundenhilfe Claere Zaender, geb. am 27.6.1901 zu Hirschberg, wohnhaft in Liegnitz, Luetowstraße 2 wegen dringenden Verdachts der Beihilfe zur Verschiebung juedischen Vermögens und der Rassenschande festgenommen. Die Zaender wollte in den nächsten Tagen nach Batavia auswandern, um dort den Juden Wohl zu heiraten. Wohl ist im Jahre 1939 von Wermelskirchen aus nach Niederländisch-Indien ausgewandert. Kurz vor seiner Auswanderung hat er der Zaender ungefähr 5000 Mark bares Geld und eine erhebliche Menge Moebel, Glas, Porzellan und andere Dinge angeblich geschenkt. Nunmehr wollte die Zaender alle diese Sachen mit nach Batavia nehmen.
-Was ist dort über Wohl und die Zaender, die jahrelang bei Wohl wohl Hausdame und Sprechstundenhilfe war, bekannt bzw zu ermitteln? Ist Wohl ausgebürgert? Es wird um kurzfristige Überlassung der dortigen Vorgänge gebeten. Für möglichst umgehende kurze FS-Nachricht und baldige Übersendung der Vorgänge wäre ich besonders dankbar, da die Angelegenheit eilt.

Stapo Liegnitz Roem 2B4, SB. Froelich

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Liegnitz 29.8.1940

Da die weiteren hiesigen Ermittlungen von dem Ergebnis der dortigen Ermittlung abhängen, bitte ich um baldige Erledigung der Angelegenheit. Die Zaender wurde nach Aufhebung des Haftbefehls dem Konzentrationslager Ravensbrück überwiesen.

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Gestapo Düsseldorf 28.8.1940

. . . ferner war Sulpiz Traine von Wohl gebeten worden, seine Forderung von 2000 RM an den früheren Rechtsanwalt Wahl aus Wuppertal-Barmen ein zu kassieren. Diese Forderung, ein Darlehen, kann jedoch nicht beigetrieben werden, da Wahl mittellos ist. Er bezieht vorübergehend von der Reichsrechtsanwaltskammer eine Unterstützung von monatlich 250 RM, die bedürftigen jüdischen Anwälten, die Kriegsteilnehmer waren, aus dem Einkommen der jüdischen Konsulenten durch die Kammer gewährt wird.

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Liegnitz 29.5.1940

. . . aus dem Inhalt der Koffer und Gepäckstücke, die die Zänder mitnehmen will, geht eindeutig hervor, daß sie tatsächlich die Absicht hat, dort den Juden zu heiraten. Sie nimmt z.B. Geschirr- und Kristallsachen, Bett- und Tischwäsche, Küchengeräte, Gardinen usw. mit, deren Anzahl vollkommen genügt, um einen Hausstand zu gründen. Auch die aus Mitteln des Juden gekaufte Schreibmaschine nimmt sie mit.
Besonders auffällig ist die große Anzahl der Kleider und Leibwäsche, z.B. 49 Paar Strümpfe.

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. . . von Dr. Wohl habe ich ein gebrauchtes Schlafzimmer bestehend aus:

einem eigenen Bett
einem Waschtisch
einem zweitürigen Schrank
einem Nachttisch
einem kleinen Tischchen
zwei Stühlen

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Folgende goldene bzw. silberne Gebrauchs- und Schmuckstücke habe ich von Wohl erhalten:
Einen goldenen Drehbleistift: 33
Einen Brilliantanhänger mit Kette: 31
Zwei Perlenohrringe: 36
Einen großen Brilliantring: 30
Ein silbernes Zigarettenetui: 32
Einen Ring mit zwei Brillianten: 33
Einen Trauring: 30
Einen Brilliantring mit grünem Stein: 30
Ein goldenes Kettenarmband: 33
Ein goldenes Gliederarmband: 33

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In meinem Besitz befinden sich seit der Auswanderung des Wohl folgende Edelmetallstücke, die auch heute noch dem Wohl gehören:

goldenes Armband
silberne Münze mit Hülle
drei goldene Uhrkettenanhänger
silberne Uhrkette
drei goldene Uhrketten
goldener Kettenring
goldener Siegelring
drei goldene Trauringe
eine goldene Schlipsnadel
zwei silberne Verbindungszipfel (rosa grün weiss)
ein silberner Verbindungszipfel (schwarz rot gold)

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14.6.1940

Ferner befinden sich in meinem Zimmer in der Wohnung meiner Mutter folgende ärztliche Instrumente, die dem Wohl gehören:

Eine Waage
Eine Sonne
Ein Multostat

Porzellangeschirr:

Sechs Bratenteller
Eine Suppenschüssel
Zwölf Suppenteller
24 Essteller
Zwei Kartoffelschüssel
Zwölf Abendbrotteller
Vier Gemüseschüssel
Zwölf Kompottteller
Zwei Sossengießer
Zwei Gemüseteller

Ferner habe ich von dem Geld einen Rollfilm-Fotoapparat gekauft.
Auch die in meinem Besitz befindliche Kassette und Schreibmaschine Marke Mercedes sind Eigentum des Wohl.

Ich gebe weiter zu, vorsätzlich das goldene Zehnmarkstück in die Cremedose versteckt zu haben, um es so illegal aus Deutschland heraus zu bringen.

Wenn ich in meiner Vernehmung am 11.6.1940 gesagt habe, daß ich mich bemühen will, von Wohl loszukommen, so muss ich hierzu sagen, daß mir dies natürlich nicht so schnell möglich ist. Ich hänge an diesem Menschen zu sehr und habe mit ihm zuviel erlebt und ihm auch zuviel gegeben, als daß ich nun mich plötzlich von diesem Menschen lossagen könnte. Ich verspreche jedoch, mich zu bemühen, Wohl zu vergessen, ob es mir jedoch gelingen wird, kann ich heute noch nicht sagen.

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15.6.1940 Mutter Louise

Wieviel Geld ich hineingetan habe, kann ich nicht genau sagen. Wenn mir gesagt wird, daß 82 Mark gefunden worden sind, so kann das stimmen.

Ich habe immer, wenn Stopfpapier gebraucht wurde in dieses Stopfpapier ein oder zwei Geldstücke hineingetan und so das Geld mit in die Kisten und Koffer ungesehen hineinbringen können. Auch habe ich ab und zu in Seidenpapier gewickelte Geldstücke einfach beim Vorbeigehen an den Kisten und Koffern in diese hineinfallen lassen.

Mir war bekannt, daß diese Kisten und Koffer dann nach Beendigung des Packens durch den anwesenden Zollbeamten plombiert würden und dann in Deutschland nicht mehr geöffnet würden, sodass das von mir dort hineingeschmuggelte Geld unbehelligt aus Deutschland herauskommen würde.

Denn ich wollte ja meiner Tochter, wenn sie in Batavia angekommen war, damit eine Freude machen, wenn sie auspackt und dann das Geld findet.

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Heute sehe ich auch ein, dass aus diesem Umstande meine Handlungsweise mit dem eingeschmuggelten Gelde besonders verwerflich ist, da ich ja hierdurch indirekt auch dem Juden geholfen habe, denn dieser hätte ja auch einen gewissen Niesnutz von diesem Gelde gehabt.

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Ida Aulich 6.5.1940 Durch weitläufiges Verwandtenverhältnis tauchte hier in letzter Zeit Familie Zender, Liegnitz, Jauerstrasse wohnhaft hier auf. Da ich durch meine Schwiegertochter schon vergangenes Jahr von Frl. Zender sehr judenfreundlich sprechen hörte horchte ich in deren Gesprächsstoff. Da Frl. Zender als Sprechstundenhilfe angeblich ins Ausland, Batavia, Vorderindien geht in Wirklichkeit aber zu dem JUDEN, bei dem sie im Rheinland gelebt hat, wie ich heraushören konnte, muß zwischen den Menschen ein intimes Verhältnis bestehen. Der Jude hat ihr wohl Sachen und sein Geld gegeben um es dem Staate nicht herzugeben. Außerdem hörte ich daß Frl. Zender in Berlin gewesen sei um Dollars abzuheben. Von Fleisch, wo vielleicht Geldstücke hineingesteckt werden sollten mit auf die Reise. Ihren Briefwechsel hat sie stets über Holland geleitet. Personen, Namen konnte ich nicht erfahren. Ich halte es für meine Pflicht Ihnen das mitzuteilen. Entschuldigen Sie bitte wenn ich nicht vorschriftsmäßig in Ausdrucksweise bin. Mit deutschem Gruss gez. Ida Aulich, Altbäuerin

Ida Aulich 3.6.1940

Ich habe den Brief, der die Angelegenheit Zänder betrifft, geschrieben, da ich Sorge hatte, dass die Zänder im Auslande Sachen verraten könnte, die unserem Vaterlande schaden. Selber hab ich nichts gehört, sondern meine Schwiegertochter, Erna Aulich, geborene Lehmann, die auch hier in Aslau auf meinem Hof wohnt. Diese Tochter ist entfernt mit der Zänder verwandt. Die Zänder und ihre Mutter sind des öfteren zu uns gekommen und da haben sie mit meiner Schwiegertochter sich unterhalten und diese hat es dann mir erzählt. Näheres weiß ich auch nicht. Ich habe nur meine Pflicht als eine deutsche Frau tun wollen. Anderes, als ich in meinem Brief geschrieben habe, kann ich nicht aussagen. Es muß hierzu meine Schwiegertochter vernommen werden. Erna Aulich . . . Jedoch hat die Zänder dies mir nie zugegeben, daß der Mann in Batavia ein Jude ist. . . . Mir ist die Zänder nicht sehr sympathisch, da sie sehr viel redet und so fein tut.

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Sulpiz Traine 11.8.1937 Major der Res. a. D. Kommandeur des Bombengeschwaders IV DH2

Ich kannte Dr. Wohl als Student kaum, als ich in Freiburg in der freien Verbindung mit unbedingter Satisfaktion “Cheruskia” aktiv wurde. Wohl hatte 1897 die Verbindung mitgegründet. Er wurde der anerkannt schneidigste Fechter der Verbindung und hat namentlich in den schweren PP-Suiten, die damals zum Hineinpauken einer neuen Verbindung in die Waffenstudentenschaft nötig waren, voll und ganz seinen Mann gestanden. Als Fuchsmajor hat er während mehrerer Semester die Füchse in hervorragend, patriotischem kaisertreuen und einsatzbereiten Sinne erzogen, sodass ich bei meinem Eintritt einen vorzüglichen Geist in der Verbindung vorfand. Auch in körperlich-rassischer Hinsicht hat Dr. Wohl, dessen blonder Typ mit den klaren blauen Augen die semitische Anstammung nicht ahnen lässt nie rasseschädigend gewirkt, da die dunkelblonde Reckengestalt seines Sohnes, der seit 8 - 10 Jahren eine große Remscheider Ausfuhrfirma in Batavia vertritt, der dortigen Kolonie unzweifelhaft zur Zierde gereicht.

Während des Solos

Das Kommando zieht scharf:
Vom Tisch des Hauses auf den Boden,
vom Boden an den Hoden,
vom Hoden an den Nabel,
vom Nabel an den Schnabel,
senkrecht setzt an und sauft‘s! „
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Verlassen wir nun Deutschland und folgen Kurt Wohl nach Java.

Seit dem Juli 38 war er von der Gestapo zur Ausbürgerung vorgeschlagen, im September richtet der Bürgermeister von Wermelskirchen noch die Bitte an den Landrat in Opladen: „ . . . dass Dr. Wohl eine Bescheinigung einer deutschen Behörde beibringt, nach welcher es ihm gestattet ist, nach Deutschland zurück zu kehren, falls er bei seinem Alter das Klima nicht vertragen kann.“

Das deutsche Konsulat Soerabaja stellt ihm den Reisepass Nr. 262 aus.
Beruf: ohne
Gestalt: mittel
Gesicht: länglich
Augen: blaugrau
Haar: grau
Kennzeichen: Brillenträger
Konfession: evangelisch
in Indien seit dem 16.3.1939
Offizier der alten Wehrmacht EK1

Er wohnt bei seinem Sohn Werner, dessen Frau Marga und dem zweijährigen Hans in Soerabaja, arbeitet ehrenamtlich an einem Krankenhaus, schreibt in der Wartezeit etwa 30 Briefe an seine „innig geliebte Herzensfrau“.

Am 10ten Mai 1940 überfällt Deutschland Holland und löst damit als Revanche die Gefangensetzung aller Deutschen in Niederländisch-Indien aus. Bis in die entlegensten Distrikte tickert das verabredete Codewort „ Berlijn“ und innerhalb von 24 Stunden werden alle etwa 5000 Deutschen verhaftet und nach und nach in zwei Internierungslager in Zentraljava gebracht. Am 10.8. geht es für die etwa 2600 Männer per Schiff weiter nach Nordsumatra ins Malariagebiet Alas Vallei, ins Lager Kotatjane, wo sie in sechs verschiedenen Blöcken untergebracht werden. Bald schon gibt es Krach unter den Gefangenen, die ca 2000 regimetreuen Deutschen wollen unter sich sein und so landen all die ausgegrenzten Bibelforscher, Schwule, Juden und irgendwie Kritischen im so genannten Verräterblock C. Darunter waren unsere beiden Wohl's, der bekannte Insektenforscher und Geschichtensammler Hans Overbeck, den es bereits 1904 als Kaufmann aus Bremen nach Java gezogen hat und der Maler und Musiker Walter Spies. Der durfte malen, musizieren, er gab einigen Mithäftlingen Russischunterricht und viele seiner Briefe und Postkarten sind erhalten.

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Hans Overbeck

"New notes on the Game of Chongkat"

Singapore 1915

hints:

1. It is always advisable to avoid accumulations of seeds in one's own kampong.
If your turn comes, always begin with the biggest pile in your kampong, when towards the end of the game, calculation advises otherwise.
It is profitable for your rumah.

3. Do your utmost to get the last move in the game. It gives you the start of the next game, which has many advantages.

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W.S. ( auf der Rückseite eines Fotos, das Walter Spies vor einem Ficus, dem traditionellen Banyarbaum zeigt )

Ich und der Urwald"

Es ist eine Freude
sich unter Luftwurzeln zu lüften
Besonders die Hüften
Mit ihren Düften
und ihren Süchten
nach Gerüchten!

Könnte man in Berliner Schlüchten 
Luftwurzeln züchten?
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Brief an Ole C. Gotsch, Soerabaya 11.7.1939 (nach den 8 Monaten Haft)

. . . All that sounds very „bunt“ durch meinen Mund, but in reality it isn’t. There is some kind of Oneness in the disharmonies, something common in the quality of sound produced! Nothing falls through, nothing strikes out. Everything is very concrete and resounding noisily and that’s why it should be played by a brass band!

kisses and trumpets yours Walter

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W.S. Dearest Jane,

Yes, here I am, behind grey walls and grey curtains of rain.

but perhaps there is also something good in it. Recently I was too much surrounded by guests and tourists. Everybody was turning up with a letter of introduction and stole my time. Perhaps I lost not only my time, but above all myself. These few months have shaken me completely, which is maybe good.

By the way, that’s why medicine-bottles always have a label with the introduction:

Shake before use!

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W.S. Kotatjane 23.5.1941

. . . hier dieselbe Eintönigkeit. Bin wieder am Portraitmalen, zwei letzte zufriedenstellend. Beabsichtige wieder, Insektenzeichnungen zu beginnen. Ist in Batavia ein Zeichenprisma zu erhalten, das Gegenstände projektiert, um genau nachzuzeichnen?
Material geht wieder zu Ende!
Großen Dank, wenn du schicken könntest:
2 große Zeichenblocks,
6 weiße Bleistifte,
Wasserfarbentuben: Weiß, Schwarz, Vermillion, Gebrannte Sienna, Dunkelbraun.
Schade, keine Stabilos mehr erhältlich, wie steht es mit Temperafarben oder Plakafarben?

Spiele manchmal Klavier: Bach, Frescobaldi; ärgere mich über Brahms, nichtssagende Grieg Violinsonate.

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W.S. an Hen 15.7.1941

Liebe Hen,

Heute schicke ich dir das Urwald-Bild, für Marianne bestimmt. Habe es nur gerollt versandt, sonst zu schwer und zu teuer! Sage Marianne, daß sie es aufspannen lassen muß auf einen Rahmen 60 x 80 cm groß. Ich hoffe, daß es gut ankommt. Es hat noch nicht den letzten Firnis erhalten, dies darf erst in einem halben Jahr geschehen. Matte, aufgetretene Flecken können mit Retouchierfirnis behandelt werden. Habe noch keine Nachricht, ob du das Nebel-Bild schon empfangen hast, ich hoffe, daß es dir gefällt. Bin wieder mit zwei neuen beschäftigt.
Hier ist immer dieselbe Eintönigkeit und nutzlose Langeweile.

Aber im Ping-Pong wirst du mich nicht mehr schlagen können!

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19.9.1941 an Hen

Große Bitte:

einziges Klavier in unserem Block alt, kaputt, zerbrechlich! Darf nur zwei Stunden pro Woche darauf spielen. Also Technik sehr zurück!
Deshalb folgende Bitte:
würde es möglich sein, eine Klaviatur von abgedankten altem Klavier zu kaufen und umarbeiten zu lassen als stumme, tonlose Klaviatur ohne Hämmer? Klaviatur Sadja ( mal. nur ) wovon jede Taste durch eine Feder ( oder Gewicht ) zurückspringt, muß abgestellt werden auf ca. 55 gr. je Taste. Klavierhandel Bauer weiß alles darüber. Sehr gern, wenn du fragen kannst, besonders den Preis. Würde viel Geld dafür sparen können; taubstumm herrlich viel lautlos üben, die zwei Stunden pro Woche würden genügen für Klangspiel.

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aus dem letzten Brief von W.S. an Dr. A. von Goor und Dr. P. van Wulfften-Palthe

. . . ich bin jetzt dabei, die Stimmen des Orchesters auszuschreiben - ich habe die Orchestration noch einigermaßen in den Ohren - und wir werden versuchen, es hier mit meinen bescheidenen Mitteln aufzuführen. Das Einüben macht mir viel Freude, ich hoffe, es Euch einmal vorspielen zu können.

Welch fröhlichen Zeiten gehen wir entgegen!

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Nach Pearl Harbour am 7.12.1941 mussten die Holländer einen japanischen Angriff auf Indonesien befürchten und beschließen, ihre deutschen Kriegsgefangenen außer Land zu schaffen. Sie besorgen sich drei Rote Kreuz Flaggen, bringen die Lagerinsassen in den Hafen von Sibolga, wo schon bald die 2000 „Guten Deutschen“ auf der Ophir und der Plancius, eskortiert vom Kreuzer Java erfolgreich nach Ceylon aufbrechen.

Die dritte Flagge, eigentlich für unsere Freunde vom Verräterblock C vorgesehen, wird unter der Hand für Holländer verwendet, die sich damit nach Australien in Sicherheit bringen und so braucht es noch eine bange Zeit, bis sich in der „van Imhoff“ ein Frachter findet, der das Wagnis eingeht, ohne sichtbaren Schutz Gefangene zu transportieren. Im Zwischendeck wird ein riesiger, ein Meter hoher Drahtverhau errichtet, in den der Großteil der Gefangenen gepfercht wird, ein kleiner Rest muss aufs Oberdeck. Am 18ten Januar 1942 verlässt die van Imhoff Sumatra. Kurt Wohl wird im letzten Augenblick wegen eines medizinischen Notfalls vom Schiff geholt und bleibt in Sibolga.

Am nächsten Tag erspäht ein japanischer Flieger den Frachter und bombardiert ihn. Eine Bombe explodiert so nahe neben dem Schiff, dass dessen Flanke aufgerissen wird und es zu sinken beginnt. Es gibt sechs Rettungsboote an Bord, jedes für 50 – 60 Mann gedacht. Die etwa hundert holländischen Besatzungsmitglieder lassen alle bis auf eins, das sie auf die Schnelle nicht losbekamen zu Wasser und flüchten, kurz nachdem Kapitän Hoeksema den Gefangenen noch versichert hat, der Schaden sei gering und bald behoben. Durch die Bullaugen sehen einige die fünf Boote in der Ferne verschwinden. Wenigstens hat ein Offizier den Gefangenen noch den Schlüssel zu ihrem Verhau zugeworfen und denen vom Oberdeck gelingt es schließlich, das letzte Rettungsboot klar zu machen, auf dem zum Schluss 78 sich vom schnell sinkenden Schiff entfernen und versuchen, wieder die Küste von Sumatra zu erreichen. Alle übrigen sind verloren.

Ein Augenzeuge berichtet später, Hans Overbeck und Walter Spies hätten sich nicht am allgemeinen panischen Gerangel beteiligt, sondern wären ruhig, mit einer letzten Pfeife in der Hand in ihrem Verschlag sitzen geblieben.

Am nächsten Morgen werden die Überlebenden von einem holländischen Flugzeug und einem weiteren Frachter entdeckt, der Boelongan. Als deren Kapitän jedoch erfährt, dass keine Holländer an Bord sind, dreht sie sofort wieder ab, ohne auch nur der Bitte nach Trinkwasser nach zu kommen. Das Rettungsboot schafft es dennoch bis zur Insel Nias, wo die Männer nach einigen Turbulenzen sogar die deutsche Republik Nias errichten.

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Cläre Zänder versucht seit 1943 nach ihrer Entlassung aus dem KZ Ravensbrück, ihren Kurt zu finden. Ende 1947 bricht sie endlich nach Java auf. Sie heiraten ein Jahr später, betreiben gemeinsam eine Praxis in Bandung und kehren 1957 nach Wermelskirchen zurück.